Dienstag, 15. Dezember 2009

Nightrider bei Männerwetter



Die Jungs mit dem aufblasbaren Red-Bull-Startbogen haben kurzfristig abgesagt, denen ist es anscheinenen zu kalt gewesen!

Und nicht nur denen ging es augenscheinlich so - JÄMMERLICH haben sich gestern, noch kurz vor dem Start des letzten Saisonhöhepunktes einer der bekanntesten Radsportvereinigungen, mehr als zu viele Gueulards (frz. für Großmäuler) wegen unakzeptabler Verhinderung der Veranstaltung enthalten. Ein Kratzen im Hals, kein verfügbares Leuchtmittel oder sonstige bei den Haaren herbeigezogene Ausreden trennten somit zum wiederholten Male die sogenannte Spreu vom sogenannten Weizen. Wärend also die MÄDCHEN zuhause mit Pippi in den Augen unter der Wolldecke mit mehreren Wärmflaschen schaudernd das Termometer vor Augen hatten, ging es für die MÄNNER dieses Universums nach einem schnellen Glühwein (direkt aus Amsels Auto gezapft) auf die heroisch anmutende Runde, die kurz zuvor noch, wie bestellt, mit einigen Zentimetern Neuschnee -straight from hell- eingedeckt wurde.
Die bereits nach kürzester Zeit gefrorene Flüssigkeit in den Trinkflaschen (ausser beim Amsel, der hatte ne Thermo) bestätigte die bei der ersten PP gemessene Temperatur von -8 bis -15 grad. Geradezu beängstigend hätte der Dampf der heißen Kühlwasserausflüsse auf die zurückgelassen M.Ä.D.C.H.E.N. gewirkt, wären diese nicht mitlerweile bis zur Nasenspitze in ihren Decken versunken. Der frostige Anstieg mündete (wo weiß ich nich, ich kenn mich da nich aus) in ein gänzlich zugefrorenes Trailsegment das, eher an den Eiskanal von Lake Louise erinnernd, von Papa Pain direkt im Wiegetritt, am Anschlag respektive LIMIT in Angriff genommen wurde. Unterbrochen wurde der "flowige ride" von einem sich vor mir auftuenden schwarzen Loch, das aufgrund der Leuchtkraftausrichtung meines lediglich am Lenker befestigten Strahlers nicht gänzlich ersichtlich schien und von Staigerboy mit den Worten "ichfahrnich" hinter mir warnend angekündigt wurde. Direkt im Anschluss wurde die Spitzengruppe um Cannondale-Physio "Röschl", in exakt an meine Reifenbreite angepassten Eisrinnen, wieder gestellt. Nach kurzer Analyse des bisher zurückgelegten Streckenabschnitts wurde dann wieder im Grupetto gefahren. Auf Grund der Tatsache, dass nur die härtesten der Harten an den Start dieses arktischen Belastungstests gegangen waren und der damit einhergehenden Hochkunst des technischen Fahrvermögens, konnte das Ziel nach mehr als 40 TK km (der Experte spricht von sog. Tiefkühlkilometern), ohne weitere nenneswerte Stürze und Verletzungen erreicht werden. Nach nahrhafter Stärkung der vor Kälte versteinert scheinenden Kadawer, in fester wie flüssiger Form am Rasthof X in der Tübinger inner city, folgte eine der härtesten Etappen, die im gesamten Welthardcoreradsportverband jemals gefahren wurde. Nicht durchschaubarer, scheinbar an Schnüren vom Himmel fallender Schnee, böenartige Fallwinde aus allen Richtungen und ein damit einhergehender gefühlter Temperatursturz auf -98°C ließen die Fahrbahn zurück zum Ausgangspunkt "Wienerwald" wie die Eishölle Sibiriens erscheinen. Da aber -auch wenn ich mich an dieser Stelle wiederhole- auf die von Wolldecken und Wärmflaschen umhüllten DAMEN der Schöpfung zu diesem Zeitpunkt keine Rücksicht genommen werden musste, wurde jener letzte Abschnitt in alter NDHKIDG -Manier absolviert und die MÄNNER im Zielbereich mit den Resten des Glühwein aus den Teamfahrzeugen belohnt.

Es ist Winterzeit - Seppler

5 Kommentare:

Flo hat gesagt…

Ihr schbenned jo :-) Respekt, denn diesen Abend wars wirklich kalt, da friert einem ja die Rotze in der Nase fest.

staigerboy hat gesagt…

Siebenunddreizig (in Worten: 37) Mails an ambitionierte Radsportler. Vierzehn (14) jubelnde Zusagen (o-Ton: "endlich, wird auch Zeit...ich bring noch jemand mit...warum nicht jede Woche?..."), sieben (7) SMS-Absagen zwischen 18hundertdreizig und 19Uhr am Starttag.
Solche Szenarien sind längst bekannt und bestätigen wiedereinmal die sogenannte Regel.
Boah Senioren und Seniorinas: das war beschämend (!!)

Trotzdem hab ich gewonnen.
Weils im Reglement steht.

Papa Pain hat gesagt…

Männer die ihr da wart, alte weiber, die ihr am Ofen saßt,

seid gegrüßt!

Es war, um es in den worten eines alten Lanzers zu sprechen "Sau kalt, aber geil"...

Besonders beeindruckend fand ich, dass es nach einer längeren Aufwärmphase (nein, bei mir nicht mi "f") im X die Natur geschafft hat, die Temperatur noch etwas zu regulieren und zum allgemeinen Frost auch noch unglaublich gemeinen Wind beizusteuern der Sibierische Schneeflocken vor sich her trieb. Beeindrucken. Da hätten wir uns im X auch voll machen können wie so ein russische Elternabend in der Grundschuhle von Wladiwostok und hätten trotzdem noch gefrohren auf den letzten Metern zum Auto. Chapeau an Väterchen Frost!

Auf ein neues, wenns mal wieder kalt ist. Denn: Wir fahren nur noch wenns kalt ist, sonst müssen wir ja mit den 35 weibern fahren, gell :-)

PapaP.

Amselwade hat gesagt…

maximum RESPECT an dieser Stelle auch an den MANN mit der längsten Anreise, der um kurz vor Mitternacht in das Schneetreiben aufgebrochen ist um die 130 km lange Heimreise nach Bruchsal anzutreten. Seppler diese Wertung hast du knapp verloren.
Danke für's Kommen!

Wir hätten die Fahrt auf der Wilhelmstraße als Film festhalten sollen. Genial sibirisch!

Der Dude hat gesagt…

Jungs - die Mädels waren dem Bericht zu entnehmen daheim geblieben - in allen Ehren: Ihr habt nicht mehr alle Latten am Zaun.
Da draussen hatte es eine sogenannte Fühltemperatur von Minus 30 Grad.
Das was ihr mit Eurer unterkühlten Kauleiste noch als Glühwein zu identifizieren geglaubt habt, war Amsels zuviel in den Motorraum geschüttetes Glysantin - aber ohne diesen kongenialen Trick wärd Ihr ALLE vor die Hunde gegangen. Gut, der Amsel geht es seither schlecht - ob es am verdienten Sieg von Staigerboy oder doch am Frostschutz lag, vermag nicht mal seine Liebste zu beurteilen. Trotzdem
Chapeau