Freiburg Marathon oder die Frage, wie man sich in 200 Minuten so zurichten kann, dass man Treppen besser rückwärts absteigt
Runde 42 km erscheinen gar nicht so viel, vor allem nicht nachdem der Nikolauslauf 2008 ganz gut lief. Okay, okay, das war die halbe Distanz aber der Faktor zwei hätte beängstigender wirken können. Vielleicht besser: hätte beängstigender wirken sollen. Also, nicht lange überlegt und geschaut wo in Süddeutschland die Möglichkeit besteht, an einem Marathon teilzunehmen. Zack: Freiburg, wunderbar, das lässt sich vielleicht mit einem Besuch beim Monsieur und seiner Freundin verbinden und dann, so dachte ich, mit ein paar längeren Einheiten und vielen kürzeren sollte das schon machbar sein. Denkste. Der Termin rückt unerbittlich näher und, kaum ist der letzte grippale Infekt des (Vor)Frühlings überwunden, steht der Termin vor der Tür. Samstag Abend also die Startnummer klargemacht und dann mit der Prinzessin auf zu Monsieur und seiner Madame (denen an dieser Stelle für die Unterkunft, die hervorragende Bewirtung und den netten Abend nochmal ausdrücklich gedankt sei!). Sonntag früh dann nach Freiburg zur Messe, umgezogen, und das Spektakel kann losgehen: 20 Minuten warmlaufen muss reichen (man läuft ja nach dem Start schließlich noch genug) und dann PENG! Startschuss bei bewölktem Himmel und 8°C. Und währund ich noch mein Tempo suche formiert sich vor mir eine Traube Läufer um einen bunten Luftballon dem ich zunächst auch mal folge. Durch die Freiburger Altstadt, entlang eines gemütlichen Abschnitts entlang der Dreisam und durch einige Vorstadtgebiete (deren Namen ich mir unmöglich alle merken kann) läuft es sich erstaunlich gut und die erste Runde von 21 km geht butterweich zu Ende. Und dann beginnt das Drama: Ab km 25 wird die Traube um den bunten Ballon zunehemend kleiner und die (genau: meine, leider) Beine (oja, vor allem die Oberschenkel) beginnen sich langsam zu fragen, ob sie jemals zuvor mit dieser Intensität über so viel Asphalt getrieben wurden und ob sie das so gut finden sollen, was da mit ihnen passiert. Zu diesem Zeitpunkt stehen noch starke 17 km an, die man einfach nur in Kauf nehmen muss und über die man besser nicht zu viel nachdenkt. Ich folge der Traube (inzwischen eher ein reduziertes Träubchen) rund um den Ballon weiter bis ich dann bei km 35 erfahren muss, warum sich die Traube dezimiert. Genau zu diesem Zeitpunkt fangen die Oberschenkel dermaßen an, der Belastung ausweichen zu wollen, dass auch ich den Ballon immer weiter von mir wegziehen sehe. Und das schlimmste daran: ich kann nichts dagegen tun. Die letzten Kilometer ziehen sich und ich klammere mich an die Hoffnung, dass auch diese irgendwann hinter mir liegen. liegen müssen. Und nach einer schier nicht enden wollenden Zeit taucht dann plötzlich doch noch das Ziel vor mir auf und die größte Erleichterung steht an: den Rhythmus der letzten 42 km mit einem letzen Spurt überwinden und dann einfach nur aufhören zu laufen. Fantastisches Gefühl!
Und was bleibt? Die Einsicht, dass man Treppen manchmal besser rückwärts absteigt und die Erfahrung, dass man sich bei einer solchen Veranstaltung ungemein von der Atmosphäre und vom Anfeuern unbekannter und bekannter (Danke Doro!) Menschen tragen lassen kann. Ob ich diese Erfahrung aber auch ein zweites Mal machen muss, kann ich heute noch nicht abschließend entscheiden...
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Freiburg Marathon 2009 |